Die Bender e.G. – eine Genossenschaft – eine Kneipe – gemeinschaftlich und solidarisch

Von Johanna Rothmann, Mitglied des Stadtrates

Der Benderhof – Stammkneipe, zweites Wohnzimmer vieler Lautrer und aus der Kulturszene Lauterns gar nicht mehr wegzudenken. Doch 2019 stand diese Institution, die als kultureller Schmelzpunkt mitten im Musikerviertel fungiert, kurz vor dem Aus. „Direkt nachdem der Benderhof zugemacht hatte, kamen ganz viele Leute auf mich zu. Wir wussten noch nicht genau wie, aber wir waren uns sicher, dass wir unsere Stammkneipe erhalten wollen“, erinnert sich Susanne Daugill, Vorstandsmitglied der heutigen Bender e.G. „Die Idee, eine Genossenschaft zu gründen, entstand bei einem Plausch im Biergarten. Die Resonanz auf diese Idee war so überwältigend, dass wir allmählich überlegen mussten, wo wir die Grenzen ziehen“, so Daugill. Die Bender e.G. besteht derzeit aus 33 Mitgliedern, die sich alle mit einem Beteiligungsbeitrag eingebracht haben. Das oberste Ziel besteht jedoch keinesfalls in der Gewinnmaximierung, sondern darin, den Benderhof mit seiner wichtigen sozialen und kulturellen Funktion am Laufen zu halten. 

Die Bender-Genossenschaft hat einen Vorstand und einen Aufsichtsrat. Die Mitglieder treffen Entscheidungen gemeinschaftlich. Bei einem momentan virtuell stattfindenden „Stammtisch“ tauschen sich die Genossen*innen einmal im Monat aus. „Jeder hat da Platz und Raum, seine Gedanken und Ideen einzubringen,“ so Susanne Daugill. Sie hat ihren Job gekündigt und die Aufgabe übernommen, sowohl den Betrieb als auch die Genossenschaft im Vorstand zu vertreten. „Das macht sehr viel Spaß. Wir haben hier so viele unterschiedliche Kompetenzen, auf die wir zurückgreifen können. Jeder bringt etwas ein. Einer kümmert sich um die Website, andere helfen beim Einkaufen, wieder andere ganz klassisch hinter der Theke.“ 

Corona hat die angedachten Musik- und Kulturvorhaben zunächst gebremst. „Wir hatten viel vor, wollten ein Musikernetzwerk aufbauen, über das ganze Jahr verteilt Veranstaltungen und Konzerte stattfinden lassen – das verschiebt sich jetzt leider etwas nach hinten.“ Während des ersten Lockdowns wurde die Zeit vor allem investiert, um ein Livestream-Programm auf die Beine zu stellen. „Die großartige Solidarität hat uns wirklich überwältigt. Ganz viele Menschen haben unseren Livestream unterstützt und die Künstler*innen sich vor allem auch gegenseitig. Da wurde der Hut oft auch mal für diejenigen stehen gelassen, die ihr Geld ausschließlich mit Musik verdienen. Wieder andere unterstützten uns mit ihrer Gage. Die Leute wurden kreativ…eine Band musste ein Bandmitglied wegen der Kontaktbeschränkung zu Hause lassen …kurzerhand stand er als selbst gebastelter Pappaufsteller mit auf der Livestream Bühne“ erinnert sich Daugill. Aktuell fokussiert sich die Bender-Genossenschaft auf die Wiedereröffnung der Schankwirtschaft. „Einen weiteren Livestream wollten wir auch deshalb nicht veranstalten, um die Kontakte so gering wie möglich zu halten. Wenn wir alle noch ein bisschen durchhalten und zu Hause bleiben, können wir uns hoffentlich umso schneller auch alle wieder persönlich treffen.“ 

Einen erneuten Spendenaufruf möchte die Genossenschaft auch nicht mehr unternehmen. „Wir wollen nicht, dass uns die Leute, die gerade selbst wenig haben, noch etwas abgeben. Die größte Unterstützung besteht für uns darin, wenn wir unsere Gäste nach dem Lockdown wieder ganz normal bei uns begrüßen dürfen und wir sind uns sicher, mit viel Geduld, viel gutem Willen und Verständnis wird das schon wieder ganz bald der Fall sein. 

Alles wird gut!“